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José Oliver in der Landesvertretung
18. Oktober 2023
In jeden Fluss mündet ein Meer
Lesung mit dem deutsch-spanischen Essayisten und Lyriker José F. A. Oliver in der Landesvertretung
Ist er ein andalusischer Allemanne oder ein allemannischer Andalusier? Er ist jedenfalls José Oliver, Grenzgänger zwischen Kulturen, Sprachen und Autor von Gedichten und Essays. Und einer, der sensibel ist für Sprache und die durch sie ausgedrückte oder erst geschaffenen Welt.
„Andalusisch ist streng genommen keine eigene Sprache, sondern eine Seinsform“, sagt José Oliver, nicht ohne zu ergänzen: „Die Allemannen waren für mich immer die Mexikaner Deutschlands.“ Am Saztende geht zumeist die Stimme hoch, so als ob es immer weitergehen kann. Zur Illustration singt Oliver abwechselt auf Spanisch und Allemannisch vor, so verschieden und doch auch irgendwie bruchlos.
Oliver las in der Landesvertertung aus seinem in diesem Jahr erschienenen Essayband „In jeden Fluss mündet ein Meer“. Der Text „Andalusien ist eine Uhrzeit“ erzählt von der kulturellen Mitgift des Großvaters von Oliver, von den Lieblingswörtern seiner Mutter, von Worten als Stolpersteinen und einem merkwürdigen andalusischen Geschlechtswechsel: Kehrte der Großvater vom Fischen mit leeren Netzen zurück, sprach er von „el mar“. Nach einem guten Fang nannte er es „la mar“, die Meerin.
José F.A. Oliver wurde 1981 als Sohn andalusischer Einwanderer im Schwarzwald geboren. Er ist Dichter, Essayist und Übersetzer. 1998 gründete er in seinem Heimatort das Literaturfestival Hausacher LeseLenz, das er bis heute leitet. Seit 2022 ist er Präsident des PEN Zentrums Deutschland. Für seine Bücher und für seine literaturvermittelnde Arbeit wurde er immer wieder ausgezeichnet, u.a. 2021 mit dem Heinrich-Böll-Preis.
In seinem dritten Essayband „In jeden Fluss mündet ein Meer“ steigt der Lyriker José F. A. Oliver in die Flüsse seiner Sprachen. Er weiß, dass alles fließt und dass dies immer auch Zuversicht bedeutet. Worte bergen Orte. Orte lassen Worte mäandern. »W:orte«, wie sie José F. A. Oliver bisweilen bezeichnet. Sie lotet er in seiner verdichteten Kurzprosa aus, sodass im mehrkulturellen Klang und seinen Rhythmen Bilder hörbar werden.
Die Musik zum Abend steuerte die Deutsch-Spanierin Barbara Cuesta bei. Über behende, mit Leichtigkeit fließende Arpeggien ihrer Gitarre, legte die in Nordrhein-Westfalen aufgewachsene Sängerin ihre lyrisch-erzählende unprätentiöse Stimme. Präzise brachten die Finger die Saiten zum Schwingen, so entstanden Räume, über denen die Stimme schweben und erzählen konnte. Cuesta, die auf spanisch und deutsch singt, versteht die offenen und versteckten deutsch-spanischen Implikationen von José Oliver besonders und nahm immer die Bälle auf, die ihr der Autor zuwarf.
Durch den Abend leitete Michael Serrer, Leiter des Literaturbüro NRW e.V., das die Reihe „Europa erlesen“ zusammen mit der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen ausrichtet.