Europa erlesen am 16. September 2020 mit Navid Kermani
Aus Anlass des deutschen EU-Ratsvorsitzes lud Herr Europaminister Dr. Holthoff-Pförtner den deutschen Autor iranischer Abstammung Dr. Navid Kermani am 16. September 2020 zu einem weiteren Termin der Reihe „Europa erlesen“ ein. Sie bietet seit vielen Jahren die Möglichkeit, Europa aus der Sicht renommierter Autorinnen und Autoren zu entdecken und gemeinsam über europäische Fragen zu diskutieren.
Kermani berichtete von seiner Reise durch zehn Länder ausgehend von seiner Heimatstadt Köln durch den Osten Europas bis nach Isfahan, die Heimat seiner Eltern. Die Reise führte ihn mitten durch den jüdischen „Ansiedlungsrayon“ der Zarenzeit, die „Bloodlands“ des Zweiten Weltkriegs (in dem vom Krieg gezeichneten Gebiet zwischen Polen und der Ukraine wurden von 1930 bis 1945 14 Millionen Zivilisten Opfer der Sowjets und der Nationalsozialisten), am Riss entlang zwischen Osten und Westen. Sein Reisebericht wurde 2018 unter dem Titel „Entlang der Gräben, Eine Reise durch das östliche Europa bis nach Isfahan“ veröffentlicht und wurde ein Bestseller. Am Abend las der Autor Auszüge des 16. Tages, seine Reise durch Belarus Richtung Ukraine. Er erfährt dort etwas über Alkoholsucht und Suizid- sowie Mordraten und fragt sich, ob das mit den unbewältigten Traumata der Vergangenheit zu tun hat und trifft einen jungen Schriftsteller, der ihm vom Leben auf dem Land am Rande Europas erzählt und der Mentalität seiner Bewohner.
Im Gespräch mit Martin Flasche von der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen, der in Vertretung des Europaministers das, wegen der aktuellen Corona-Schutz- und Hygieneregeln nur kleine Publikum im Saal begrüßte, ging es um folgende Fragen: Wie wird Europa in diesen Ländern wahrgenommen? Warum gibt es im östlichen Europa durch Geographie und Geschichte eine so andere Wahrnehmung von Europa? Vor welchen Herausforderungen steht die Europäische Union? Wie steht es - auch vor dem Hintergrund der menschlichen Tragödie in den griechischen Flüchtlingslagern - um die europäischen Werte von Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde? Was bedeuten angesichts divergierender Lebensverhältnisse im Norden und Süden Europas und von Stadt und Land die Grundwerte Freiheit, Demokratie, Vielfalt und Toleranz? Vor welchen Herausforderungen steht die Europäische Union und Deutschland als größtes und wirtschaftlich starkes Land sowie als derzeitige EU-Ratspräsidentschaft?
Navid Kermani ist einer der bedeutendsten deutschen Autoren, der immer wieder durch Einordnungen aktueller Ereignisse und Entwicklungen in der Öffentlichkeit steht und sich unter anderem mit Fragen zur Rolle Deutschlands in Europa und der Welt beschäftigt. Er wurde für sein literarisches und essayistisches Werk bereits mehrfach mit Kultur- und Literaturpreisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Kleist-Preis, dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, dem Marion Dönhoff Preis für internationale Verständigung und Versöhnung. 2017 erhielt er den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen.
Die Veranstaltung wurde durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem Literaturbüro NRW e.V. (Moderation: Herr Michael Serrer, Leiter des Literaturbüros).
Lesung am 10. Februar 2020
Aus Anlass der kroatischen EU-Ratspräsidentschaft hatte Europaminister Stephan Holthoff-Pförtner den schwedischen Schriftsteller und Journalisten Richard Swartz eingeladen, der sein Buch „Blut, Boden & Geld – Eine kroatische Familiengeschichte“ vorstellen wollte. Wegen eines Orkantiefs über ganz Europa konnte der Autor nicht anreisen und die Veranstaltung musste leider kurzfristig abgesagt werden.
Ein schwedischer Autor schreibt über seine kroatische Familie. Der in Stockholm geborene und aufgewachsene Richard Swartz war viele Jahre lang Osteuropa-Korrespondent vom „Svenska Dagbladet“. Er ist mit der Schriftstellerin Slavenka Drakulić - eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Kroatiens - verheiratet und lebt seit 25 Jahren in einem kleinen Dorf in Istrien. Aus seinen Beobachtungen über Ideologie und Religion, Heimat und Grenze und aus Geschichten über seine Familie gibt er uns einen Einblick in die kroatische Gesellschaft.
Vergangene Lesung am 23. September 2019 in Düsseldorf:
Der niederländische Schriftsteller und Radiojournalist Mathijs Deen liest aus Über alte Wege. Eine Reise durch die Geschichte Europas.
Für Mathijs Deen liegt das Wesen unseres Kontinents in immerwährenden Reisen und Wanderungen.In elf Episoden erzählt der Autor von Europas Straßen und denen, die sie bereist haben. Er folgt denLebenswegen von Vertriebenen, Wegelagerern, Eroberinnen und Rennfahrern – von Island nach Rom,von Boekelo nach Smolensk. Dabei zeigt er auch ein Europa der Handelswege und Feldzüge, die dieseGeschichte maßgeblich mitbestimmt haben und spannt den Bogen von der Altsteinzeit bis in dieGegenwart. Nicht zuletzt widmet sich Mathijs Deen den Verbindungen zwischen den MenschenEuropas und den gemeinsamen Erinnerungen, durch die „die Welt an Bedeutung gewinnt“.„Europa erlesen“ richtet seit vielen Jahren in der Staatskanzlei gemeinsam mit renommiertenAutorinnen und Autoren einen literarischen Blick auf unseren Erdteil und diskutiert zentraleeuropäische Fragen.
Vergangene Lesung am 13. Mai 2019 in Düsseldorf:
Sibylle Lewitscharoff und Najem Wali haben Auszüge aus „Abraham trifft Ibrahim.Streifzüge durch Bibel und Koran“ vorgestellet.
Die deutsche Religionswissenschaftlerin und Protestantin Sibylle Lewitscharoff und der irakisch-deutsche Autor und Atheist Najem Wali berühren mit ihrem Dialog zwischen den Weltreligionen die großen Menschheitsfragen und die Krisengebiete unserer Zeit. Von der Jungfrau Maria bis hin zu Satan – den Geschichten von neun Figuren aus Bibel und Koran gehen die beiden aus ihrer je eigenen Sicht nach. Sibylle Lewitscharoff wurde für ihr literarisches Werk vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und dem Georg-Büchner-Preis. Najem Wali, geboren 1956 im irakischen Basra, flüchtete nach dem Ausbruch des Iran-Irak-Krieges nach Deutschland. Heute lebt er in Berlin und schreibt u. a. für die Süddeutsche Zeitung und Die Zeit.
Vergangene Lesung am 18. März 2019 in Düsseldorf:
In der ersten Jahreshälfte hat Rumänien den Vorsitz im Ministerrat der Europäischen Union inne. Passend dazu liest die rumänische Autorin Dana Grigorcea Auszüge aus „Das primäre Gefühl der Schuldlosigkeit“.
Nach einem Banküberfall wird die Angestellte Victoria beurlaubt, um ihr traumatisches Erlebnis zu verarbeiten. In ihre Heimat zurückgekehrt nutzt sie die Zeit, um das Bukarest ihrer Kindheit, aber auch der Gegenwart zu erkunden. Dana Grigorcea verknüpft in ihrem Roman gegenwärtige Eindrücke, Begegnungen und Personen mit Erinnerungen an das Vorwende-Bukarest zu einem tragikomischen Bild eines Lebens unter dem Ceausescu-Regime.
Die Schriftstellerin und Philologin wurde 1979 in Bukarest geboren und lebt in Zürich. Ein Auszug aus „Das primäre Gefühl der Schuldlosigkeit“ wurde beim Ingeborg Bachmann-Wettbewerb mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet, außerdem stand der Roman auf der Shortlist für den Schweizer Buchpreis 2015 und wurde in fünf Sprachen übersetzt.
Die Veranstaltung wurde durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem Landtag Nordrhein-Westfalens und dem Literaturbüro NRW. Es moderierte Michael Serrer, Leiter des Literaturbüros NRW.
Fotogalerie:
Vergangene Lesung am 3. Dezember 2018 in Düsseldorf:
Die Reihe „Europa erlesen“ stellt literarische Übersetzer in den Mittelpunkt
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Europa erlesen“ haben die drei literarischen Übersetzer Renate Schmidgall, Michael Mertes und Gregor Seferens in der Düsseldorfer Staatskanzlei ihre Übersetzungen vorgestellt. Traditionell bietet die Reihe europäischen Autoren in Nordrhein-Westfalen ein Forum. An diesem Abend standen die Übersetzer im Mittelpunkt, denen im vielsprachigen Europa eine Schlüsselrolle zukommt.
Renate Schmidgall, Michael Mertes und Gregor Seferens berichteten über ihre Arbeit und die Kunst, mittels Sprache Brücken zu bauen. Renate Schmidgall hat berühmte polnische Autoren wie Stefan Chwin (unter anderem Tod in Danzig) und Pawel Huelle (unter anderem Weiser Dawidek) übersetzt. Michael Mertes ist freier Autor, von 2006 bis 2010 war er Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Nordrhein-Westfalen. Zu seinen Übersetzungen zählen Shakespeares Sonette sowie Gedichte von John Donne. Gregor Seferens übersetzt aus dem Niederländischen. Ausgezeichnet wurde er für seine Übersetzung von Harry Mulischs „Die Prozedur“. Zu seinen Arbeiten zählen Übersetzungen der Werke von Maarten ‘t Hart und Geert Mak.
► Hier geht es zur vollständigen Pressemitteilung.
Die Veranstaltung wird durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem Literaturbüro NRW e.V. Moderation: Herr Michael Serrer, Leiter des Literaturbüros.
Bisher waren bei "Europa erlesen" u.a. zu Gast:
- Marlene Streeruwitz (Österreich)
- Ilija Trojanow (Bulgarien)
- Steffen Möller (deutscher Schriftsteller)
- Michal Hvorecky (Slowakei)
- Alida Bremer (kroatisch-deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin)
- Margriet de Moor (Niederlande)
- Adolf Muschg (Schweiz)
- Lars Gustafsson (Schweden)
- Andrej Kurkow (Ukraine)
- György Konrád (Ungarn)
- Herta Müller (Deutschland)
- Jiří Gruša (Tschechien)
- Georges-Arthur Goldschmidt (Frankreich)
- Feridun Zaimoglu (deutscher Schriftsteller türkischer Herkunft)
- Hugo Hamilton (Irland)
- Eva Menasse (Österreich)
- José F. A. Oliver (deutscher Schriftsteller spanischer Herkunft)
- Artur Becker (in Masuren geboren)
- György Dalos (Ungarn)
- Zehra Feride İpşiroğlu (Türkei)
- Olga Tokarczuk (Polen)
- Petros Markaris (Griechenland)
- Janne Teller (Dänemark)
- Pascale Hugues (Frankreich)
- Juri Andruchowytsch (Ukraine)
- Marica Bodrožić (Kroatien)
- Klaus-Michael Bogdal
- Lindita Arapi (Albanien)
- Robert Menasse
- Aris Fioretos (Schweden)
- Ilma Rakusa (Slowakei/Ungarn)
- Dante Andrea Franzetti (Schweiz)