Die Zukunft von Fleisch - und das Fleisch der Zukunft

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Zukunft von Fleisch - 01
8. Oktober 2020

Die Zukunft von Fleisch - und das Fleisch der Zukunft

Podiumsdiskussion rund um Politik, Landwirtschaft, Handel und Verbraucher

Über die Zukunft von Fleisch und das Fleisch der Zukunft diskutierten in der Botschaft des Westens Ursula Heinen-Esser, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, Beate Kasch, Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Professor Guido Ritter, Ernährungswissenschaftler, Franz Keller, Spitzenkoch und Landwirt sowie weitere Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Verbraucherschutz

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Fleisch ist in aller Munde – buchstäblich, aber auch als Thema in Politik und Gesellschaft. Wieviel Fleisch soll man essen? Warum steigt die Zahl der Vegetarier und Veganer? Wie produziert die Landwirtschaft? Wie soll man die Tiere halten? Was passiert in Schlachthöfen und Zerlegebetrieben? Ist Fleisch zu billig? Welche Alternativen gibt es? Gewandt und kenntnisreich führte ZEIT-Autorin Merlind Theile durch ein spannenden und facettenreichen Abend, der es in sich hatte.


Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte über Fleisch als Grundnahrungsmittel und die damit verbundene Tierhaltungsindustrie trafen sich in der Botschaft des Westens Experten aus Politik, Forschung und Landwirtschaft in der Landesvertretung, um über „die Zukunft von Fleisch und das Zeit der Zukunft“ zu diskutieren.


Den Einstieg machte der Ernährungswissenschaftler Professor Guido Ritter. In seinem Impulsvortrag skizzierte er den derzeitigen Fleischkonsum auf der Erde und den damit verbundenen Ressourcenverbrauch. Eine Projektion der Bevölkerungsentwicklung bis 2050, wenn zehn Milliarden Menschen zu ernähren sein werden, machte dabei den Handlungsbedarf deutlich.


Die nordrhein-westfälische Ministerin Ursula Heinen-Esser, zuständig für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, skizzierte am Vorabend des nächsten Berliner Fleischgipfels die Nutztierstrategie in Nordrhein-Westfalen. Richtig sei, im Sinne einer „Anschub-Finanzierung“ höhere Kosten für tiergerechte Haltungsverfahren aus öffentlichen Mitteln auszugleichen. Das reiche aber nicht. Langfristig sind tierwohlgerechte Ställe nur über eine Tierwohlabgabe und damit vom Verbraucher mitzufinanzieren.


Staatssekretärin Beate Kasch vom Bundeslandwirtschaftsministerium machte die europäische Dimension der Agrarpolitik deutlich. In den laufenden GAP-Verhandlungen sei es ein Anliegen der Deutschen Ratspräsidentschaft, sich mit den europäischen Partnern auf eine nachhaltigere und umweltverträglichere Erzeugung zu verständigen.


In einer Videoeinspielung schilderte der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Karl-Josef Laumann seine besorgniserregenden Erfahrungen aus der Überwachung industrieller Schlachthöfe und berichtete von ernüchternden Gesprächen mit Branchenvertretern. Vor diesem Hintergrund sei es richtig, dass der Gesetzgeber Gestaltungen wie Werkverträgen und Leiharbeitsmodellen nun eine Absage erteilt hat. Auf die zahlreichen Verstöße gegen den Arbeitsschutz müsse der Staat mit schärferen Regeln und engerer Überwachung klare Kante zeigen.


Franz Keller, ehemals sternedekorierter Spitzenkoch und inzwischen passionierter Öko-Bauer brach mit seiner Philosophie „Vom Einfachen das Beste“ eine Lanze für Qualität und die Kulturtechnik des einfachen Selberkochens. Wir müssen die Tiere ehren, die uns ernähren und die Erzeugung und Qualität von Lebensmitteln neu erleben, so sein Credo.


Foodwatch Deutschland Geschäftsführer Martin Rücker beklagte, dass Futtermittel nach Deutschland importiert würden, um Schweinefleisch für den Export zu produzieren. Eine nachhaltige Fleischproduktion sehe anders aus und müsse das Wohl jedes einzelnen Tieres in den Blick nehmen.


Der mehrfach prämierte Metzgermeister Max Esser aus Erkelenz verkauft unter anderem Fleisch des Duress-Schweins, eine Kreuzung aus Duroc-Schweinen und Alter Landrasse. Dieses wird mit einem Landwirt aus Heinsberg gemeinsam gezüchtet. Er berichtete von Problemen mit der Vermarktung hochwertiger Waldeier. Hühner leben natürlicherweise am Waldrand, gleichzeitig ist es nicht gestattet, Hühner im Wald zu halten. Dort gelegte hochwertige Eier fallen durch das Raster der Kennzeichnungsvorschriften. Kurz: Wer Avantgarde und innovativ sein will, kann Probleme bekommen.


Der Küchenchef der Landesvertretung, Torsten Liske, berichtete von den in den letzten Jahren veränderten Verbrauchererwartungen, dem Trend zu leichter Küche und dem steigenden Angebot fleischfreier Speisen auch in der Landesvertretung. Konsequenterweise konnten die interessierten Gäste im Anschluss ein buntes kulinarisches Sortiment aus Beyond-Meat, Insekten und regionalem Biofleisch verkosten.


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